Paul Mendes-Flohr (geboren am 17. April 1941), unser Mack-Preisträger 2025 ist, wie wir zu unserer Bestürzung erfahren mussten, am 24. Oktober diesen Jahres verstorben.
Wir können ihn mit guten Gewissen einen geliebten Mentor von Dr. Michael Mack nennen – in dessen Gedächtnis (und dem seiner Mutter, der Künstlerin Elisabeth Mack-Usselmann) die Mack-Stiftung gegründet wurde (www.mack-stiftung.de ). Paul Mendes-Flohr und Michael Mack schätzen ihre ausführlichen Gespräche über Philosophie und Judentum während ihrer gemeinsamen Zeit an der University of Chicago, wo Michael Mack als visiting scholar arbeitete. Sie haben diese Gespräche im internet fortgesetzt bis zu Michael Macks vorzeitigem Tod in 2020. Für beide war das Verstehen von Geschichte nicht einfach ein Eintauchen in fremde, ferne Zeiten, sondern eine „Einfühlung“ in ein genuin anderes Leben im Sinne Diltheys, so Paul Mendes-Flohr in seinem Gedenktext, vorgelesen zur Mack Preisverleihung 2024. Auf Michael Macks Besuch in Jerusalem bereitete Paul Mendes-Flohr ihm eine Oase der Ruhe und des Gesprächs in einer von Anschlägen erschütterten Stadt.
Paul Mendes-Flohrs Interesse am Dialog, sei es mit akademischen Freunden – sei es zwischen dem Judentum und der deutschen Kultur, sei es auch in Bezug auf unsere spirituelle Dimension, der Dialog von Gläubigem und ihrem Gott – ist es auch, die uns dazu veranlasste, Paul Mendes-Flohrs als den Träger des Mack Preis 2025 zu bestimmen. Eine Ehre, die, wie er in einer email an unseren Stiftungsvorsitzenden so schön formulierte, „sicherlich eine viel größere heilende Wirkung auf mein Herz haben [wird] als alle Medikamente, die ich bekomme“. Zur Umrahmung der für das nächste Jahr geplanten Preisverleihung wurde bereits ein international besetztes wissenschaftliches Symposium organisiert, das nun in seinem Angedenken stattfinden muss. Unter dem Titel „Die Gewichtigkeit des Anderen: Moderne Identität durch Dialog / The Weight of the Other: Modern Identity Through Dialogue“ wollen wir uns für zwei intensive Tage der konstitutiven Funktion des Dialogs in der philosophischen Einholung des „Anderen“ (der anderen Person, des anderen Glaubens, der anderen Nationalität) widmen. Es erfüllt uns mit tiefer Trauer, dass Paul Mendes-Flohr uns nicht mehr persönlich auf diese intellektuelle – so aufregende wie wichtige – Reise begleiten kann.
Auf der Homepage seiner von ihm mitbegründeten Institution “The Global Lehrhaus” teilen Freunde und die Wissenschaftsgemeinschaft ihre Trauer und Erinnerungen miteinander, darunter auch die Eintragungen der Kuratorinnen für Philosophie der Mack Stiftung, Prof. Dr. Anne Pollok und Prof. PhD. Elizabeth Millán Brusslan:
https://thelehrhaus.org/musings/in-memorium