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Einführung in die Ausstellung „Dialog in mir“ von Kuratorin Mareile F. Martin

Nach Begrüßung und Eröffnung der Ausstellung durch Vorstand Till Meßmer von der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz eG in den Räumlichkeiten der Hauptstelle in der Bahnhofstr. 19 in Speyer erlebten die zahlreichen Gäste einen stimmungsvollen und inspirierenden Abend. Umgeben von besonderen Arrangements ausgewählter Werke der Künstlerin Elisabeth Mack-Usselmann, musikalischer Umrahmung durch Gitarrenklänge des Musikers Jermiah Wood gab Kuratorin Mareile F. Martin folgende Erläuterungen zu den Leitgedanken ihrer Ausstellungskonzeption:

„DIALOG IN MIR“
Einführung in die Werke der Künstlerin Elisabeth Mack-Usselmann

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, Sie heute als Kuratorin dieser Ausstellung begrüßen zu dürfen. Wir haben in dem Foyer der Volks-und Raiffeisenbank Speyer die großartige Möglichkeit, Werke der Künstlerin Elisabeth Mack-Usselmann, die letzte Meisterschülerin des „Brücke“-gründers, dem Expressionisten Erich Heckel in Augenschein zu nehmen, die ich explizit unter dem Titel „Dialog in mir“ ausgewählt habe, darunter auch einige, die noch nie gezeigt worden sind. (Exkurs Brücke – „Menschendämmerung“)

Der hier gewählte Titel „Dialog in mir“ thematisiert nicht nur die Situation jeder Künstlerin oder Künstlers während des Schaffensprozesses, sondern er erlaubt mir auch, auf persönliche Umstände im Leben dieser außergewöhnlich vielseitigen Künstlerin Mack-Usselmann hinzuweisen.
Fragen tauchen auf:
# woher kommen denn überhaupt Ideen oder Impulse, um diesen oder jenen künstlerischen Weg einzuschlagen? Sind es Einflüsse der Kulturkreise, der Religionen, des Elternhauses, der Freunde, Inspirationen von Idealen, Idolen, Vorbilder der Moderne, durch Literatur, Musik … der angesagten Ästhetik der Stars – heute würde man wahrscheinlich sagen, der „Influencer“?
# oder sind es die stillen seelischen Befindlichkeiten und unwiederbringlichen Erlebnisse, die nur auf diese nonverbale Art und Weise verarbeitet werden können?
# oder entsteht ein gewachsenes gesellschaftliches Bewusstsein in eigener und gemeinschaftlicher Verantwortung der jeweiligen Generation, die – auch durch die Infragestellung der Konventionen – den Durchbruch in die Kreativität einfordert?

Ich meine, es ist ein Konglomerat unterschiedlichster Einflüsse und einer überwältigenden Portion von Neugier (Begriff Mack-Usselmanns) und dem unbedingten Willen, über die vielfältigen Wahrnehmungen der vermeintlichen Realität zur „Wahrheit“, der Essenz des Lebens vorzudringen.

Künstler neigen dazu, Selbstbildnisse anzufertigen. Denken Sie nur an Dürer, Rembrandt, Picasso, Beckmann, Liebermann, Corinth, Slevogt, Dix, Heckel, Frida Kahlo, Hanna Nagel, Paula Modersohn-Becker, Mathilde Vollmöller (!) Horst Jansen etc., etc. .… neben der Schulung des Sehens und ihrer Umsetzung hinterfragen sie auch ihre Rollen im Leben, sie analysieren, dekonstruieren, durchaus auch oft mit Humor und Selbstironie – befragen ihr Unterbewusstsein und gehen auf Spurensuche – ebenso Mack-Usselmann – auch sie bringt es zu Papier, auf die Leinwand oder unverrückbar auf die saugende Oberfläche des rohen, getrockneten Tones, der keinen Pinselstrich vergessen lässt, weil dieser sich für immer mit der Glasur einbrennt. (Exkurs: stimmt das für Mack-Usselmann?)
Das sind die spontanen und situativen Momente des einzigartigen, persönlichen Duktus` – dieser ist nicht wiederholbar und er verdeutlicht die Ursprünglichkeit und Authentizität.

Wir nehmen Mack-Usselmanns Wünsche nach Verschmelzung, aber auch nach strikter Trennung, beispielsweise innerhalb vieler Kopfstudien wahr, manchmal kaum auszuhalten in ihren Gegensätzen mit schwerer schwarzer Kontur oder deutlich sich voneinander abgrenzenden Farbflächen (das kennen wir als „Markenzeichen“ Kubismus im Werk Picassos! ) – wobei selbst die Wahl des Materials und des Werkzeugs sich bestimmend auf die Aussage auswirkt.

Wir können bei Mack-Usselmanns Arbeiten nachvollziehen, wie ihre Arbeitsweise im Prozess der Wahrnehmung und des Weiterdenkens im Vergleichen funktioniert. Ich präsentiere die korrespondierenden Werke so, dass wir als Betrachter/Betrachterin den Blick hin- und herspringen lassen und so ihr kompositorisches Konzept mitverfolgen können.

So nimmt manchmal die Künstlerin Bezug auf eigene, zeitlich schon weit zurück liegende Motive, entwickelt sie weiter und lässt sie sich verselbstständigen. Sie greift die bei Künstlern beliebte Tradition auf, kulturell verwurzelte Allegorien und Symbole als Chiffren einzusetzen: immer wieder den Apfel, den Granatapfel, stilisierte Blätter, die Knospenform einer Blüte oder das deutlich akzentuierende Zeichen des Kreuzes In dem frühen „Stillleben mit grünem Fisch“ oder dem daneben platzierten „Stillleben mit Krug, Teller und Früchten“ deckt sie Farbflächen auf und lässt die Früchte darauf vereinzelt zurück – farblich tuff und pudrig, nie brilliant, aufdringlich oder glänzend.

Wir verfolgen besonders in ihrem Zyklus „Vanitas“ die Stufen der Abstraktion – Formen werden geometrisch im Bildaufbau zwar strenger mit klaren Grenzen, die Farben werden brillianter, kontrastreicher eingesetzt, spielerisch weiterentwickelt , sodass die Elemente sich auf der Leinwandfläche „energetisch“ aufladen.
In diesen Werken geht es ganz offensichtlich um Ballungen, Energien, Fragen der Statik – all diese Faktoren verlieren das Gleichgewicht und die Harmonie zueinander, ziehen sich magnetisch an oder stoßen sich ab, bringen sich ins Wanken und sind doch in der Malfläche -Spielfläche – einander ausgeliefert.
Elisabeth Mack-Usselmann hat das Tableau der Abstraktion noch anschaulich in Grenzen gehalten und überrascht uns dennoch gerade in ihrem Spätwerk mit ihren experimentierfreudigen bildnerischen Lösungen.

Beenden möchte ich heute meine Einführung hiermit:
Es gibt bei allen Erklärungen und Mutmaßungen über Kunstwerke ein Phänomen: Manche Werke haben eine solche Ausstrahlungskraft, ein Charisma, sodass man einfach geflashed, überwältigt, ist und sich nur noch diesen Zustand erhalten möchte. Sie haben den Grat der Unerklärbarkeit erreicht, was ein unergründliches Geheimnis für den bereit hält, der sich darauf einlässt.“

Mareile F. Martin, Speyer 29.09.2022

(c) Fotos Mack-Stiftung

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Kontakt

Elisabeth Mack-Usselmann
und Dr. Michael Mack
Gedächtnisstiftung

c/o Prof. Dr. Winfried Sommer
Im Blümel 28
67354 Römerberg
post@mack-stiftung.de
www.mack-stiftung.de

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